myebilanz für PostgreSQL und Linux

Beiträge speziell zur myebilanz-Software
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mark.sch
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myebilanz für PostgreSQL und Linux

Beitrag von mark.sch »

Zunächst meine volle Achtung, dass Thema E-Bilanz mit einer kostenfreien Lösung anzugehen, ein super Engagement! :-)

Gerade im OpenSource / kostenfreien und Linux Bereich habe ich bisher nahezu nichts brauchbares gefunden. Gerne würde ich myebilanz mit der Warenwirschaft/Fibu Lösung Finance5 (bzw. kivitendo) nutzen, welche Open Source ist. Diese läuft plattformunabhängig im Browser, nutzt im Backend die PostgeSQL Datenbank und wird in meinem Fall von einer Linux Umgebung bedient.

Existiert zu myebilanz eine Linux Version bzw. ist für die Basis Version eine Quellcode Verfügbarkeit geplant, bei der Entwickler ihre Erweiterungen (wie z.B. PostgreSQL) beisteuern können? Inbesondere finde ich bei einem kleineren Projekt die Quellcode Verfügbarkeit Nutzungsentscheidend, wie ist sonst eine Zukunftssicherheit, Funktionsfähigkeit und Weiterentwicklung sichergestellt falls der Hautentwickler nicht die nötige Zeit aufbringt? Zumal Fibu und Bilanz unternehmenskritisch sind und die Funktionsfähigkeit an enge Abgabefristen genüpft ist. Gerne würde ich Know How und Softwareentwicklung beisteuern.
mhanft
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Re: myebilanz für PostgreSQL und Linux

Beitrag von mhanft »

Hallo, vielen Dank für Ihren Beitrag! Allerdings muss ich Sie leider enttäuschen: Zumindest kurzfristig wird es weder eine Linux- noch eine Open-Source-Version geben. Zu den Hintergründen muss ich allerdings etwas ausholen:

Im Frühjahr 2014 musste ich naturgemäß meine eigene Steuererklärung (für das Wirtschaftsjahr 2013) erstellen. Da dies das erste "Zwangs-eBilanz-Jahr" war, habe ich mich nach entsprechenden Lösungen umgeschaut, aber nichts brauchbares gefunden (entweder unbezahlbar, oder ich hätte meine Daten so konvertieren und aufbereiten müssen, dass es auch nicht viel mehr Aufwand war, einfach gleich alles selber zu machen). Da ich nur wenige Monate Zeit hatte (Abgabetermin ist ja immer der 31.5.), musste ich das ganze also "schnell und simpel" programmieren. Mein "schnellstes und simpelstes" Programmierwerkzeug ist - auch heute noch - das ja eigentlich ziemlich alte Delphi 7 auf Windows, das aber auch heute noch robust und stabil funktioniert (und ebensolche robusten und stabilen Programme erzeugt). Generell bin ich eigentlich auch eher Linux-Fan (und vor allem Server-Tasks, die 24/7 laufen müssen, habe ich auch tatsächlich ohnehin alle unter Linux laufen), aber a) hatte ich beim Start des Projekts Bedenken, ob die ELSTER-Linux-Bibliotheken wirklich so reibungslos einzubinden gewesen wären wie die "guten alten Bekannten" DLL unter Windows ("da weiß man, was man hat"), und b) hätte ich zum Erstellen des Programms unter Linux so auf die Schnelle nur vi und gcc zur Verfügung gehabt (und auch keine Zeit mehr, mich möglicherweise erst noch in irgendwelche anderen/neuen Programmierumgebungen einzuarbeiten).

So viel zur "Windows-Entscheidung". Damals gab es ja nur die Version, die heute "BASIS"-Version heißt, also mit einem ASCII-Config-File, in das man mehr oder weniger kryptische Konfigurationsanweisungen schreiben musste (was ja auch heute noch geht). Für mich persönlich hat das genügt (meine eBilanz ging pünktlich am 30.5. raus), und auch etliche damalige Anwender haben es laut ihrer Rückmeldungen hinbekommen, aber im Lauf des letzten Jahres hat sich dann doch gezeigt, dass solche Config-Files eher etwas für Computer-Nerds sind, aber weniger für "Business-Anwender" - die wollen eher "Mäuseschubsen" als "Klavierspielen".

Eine graphische Benutzeroberfläche musste also her. Für mich selbst hätte ich die nicht gebraucht, und die hat auch viel Arbeit gemacht, daher habe ich damit begonnen, für die "hübsche" PLUS-Version ein wenig Geld zu verlangen. Nötig ist die, wie gesagt, nicht - im Prinzip ist die nur ein komfortabler Editor für die Konfigurationsdatei. Aber da geht schon das nächste "Linux-Problem" los: Ich habe zwar parallel zu Delphi 7 noch ein Kylix 3 auf einem virtuellen Linux installiert und halte das mit Ach und Krach für bestehende Projekte am Leben, aber eine Neuentwicklung kann man damit heutzutage nicht mehr machen. Und in eine andere Entwicklungsumgebung (Lazarus? Qt?) hätte ich mich erst einarbeiten müssen... da haben wir wieder das Problem mit der fehlenden Zeit. (Wobei ich zwar den "Linux-Prozentsatz" von Buchhaltungs-Anwendern auch nur raten kann, aber ich schätze mal, dass der derzeit irgendwo zwischen 10 und 20 Prozent liegt.)

Inzwischen hat mich das Projekt (PLUS-Version und vor allem der Support) auch schon so viel Zeit gekostet, dass ich auf die Einnahmen aus der PLUS-Version nicht mehr verzichten kann und will - das spricht gegen Open Source. Abgesehen davon: Wer könnte schon etwas mit einem Delphi-7-Source anfangen? Da wäre es vermutlich einfacher, das ganze unter Linux mit C-Sourcen (und dem ganzen Drumherum: automake, config.m4, aclocal etc., das ich bei Installationen immer vorbeihuschen sehe, von dem ich aber nicht das geringste verstehe) komplett neu zu schreiben. Das wiederum kann aber jeder machen, der sich im ELSTER-Forum als Entwickler registriert und die "ERiC"-Bibliotheken (und ihre Doku) runterlädt - mir persönlich fehlt da leider die Zeit, der Bedarf (und die Zielgruppe) dazu. Vor allem die Zeit. Wenn ich Rentner wäre und sonst nix zu tun hätte, wäre das sicher ein spannendes Projekt, aber noch muss ich leider Geld für meinen Lebensunterhalt verdienen... und dazu gehört unter anderem eben auch die PLUS-Version meines Programms.

Und: Ich als Person bin sicher nicht "unternehmenskritisch". Natürlich könnte ich morgen gegen einen Baum fahren, wodurch die Weiterentwicklung definitiv eingestellt würde. Aber selbst dann gäbe es meine Software aktuell jeweils noch fürs laufende Wirtschaftsjahr, und bis zu einer zwingend neuen Version (ELSTER-Jahresversion o.ä.) bliebe allemal genug Zeit, (s)einem Steuerberater den Auftrag zur Übermittlung der eBilanz zu geben. Das kostet zwar Geld, aber nicht unternehmenskritisch viel.

Sollte das "Baum-Ereignis" (erwartungsgemäß) ausbleiben, werde ich das Programm schon aus dem Grund weiter hegen und pflegen, weil ich es schließlich selbst brauche - ich habe noch über 15 Jahre bis zur Rente! So um das Jahr 2030 herum können Sie sich also langsam Gedanken über eine andere Lösung machen (falls die dann überhaupt noch nötig ist - wer weiß, vielleicht ist die eBilanz dann schon in LibreOffice-Calc eingebaut, oder es gibt eine Android-App dafür ;)).

Ich hoffe, die Hintergründe meines eBilanz-Projekts sind jetzt etwas klarer geworden. Ich behalte Ihre Anregungen gerne mal im Hinterkopf und mache mir auch durchaus Gedanken über eine mögliche Realisierbarkeit, aber das wird nicht heute und auch nicht morgen stattfinden. Einstweilen ist mit dem MySQL-Zugriff und dem CSV-Import ja eine gewisse Offenheit zu Fremdprogrammen und -systemen gegeben, und vermutlich läuft das Programm auch unter Wine (ich habe jedenfalls nichts "giftiges" eingebaut, das es aktiv verhindern würde). Vielleicht können Sie es ja trotz allem irgendwie gebrauchen... ;)
mark.sch
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Re: myebilanz für PostgreSQL und Linux

Beitrag von mark.sch »

Das nenne ich mal eine ausführliche Antwort, irre ;-) und natürlich um so schöner, die Hintergründe mit nachvollziehen zu können. Verstehe vollkommen, dass viel Hirnschmalz in die Software geflossen ist und Open Souce den Plus Funktionen im Wege steht. Hätte wahrscheinlich für die COM Interop einen ähnlichen Weg gewählt, mit VB6 oder Delphi geht die alte Technik einfach geschmeidig. Hab es geschwind auch mal mit Wine probiert (unter Debian Jessie), die Installation klappte, aber beim starten kam gleich eine Absturz Meldung, habe das noch nicht weiter untersucht.

Wahrscheinlich werde ich die aktuell drängende GmbH E-Bilanz mit einer libvirt/VMWare Windows Version und myebilanz versuchen, mache mich ein Kürze daran und werde berichten; eine entsprechende CSV habe ich aus der PostgreSQL generiert, nur zukünftig ist es halt etwas Gefummel mit Medienbrüchen, wenn man nicht mehr im Thema ist. Richtig schön wäre auch eine Hosted Lösung, die CSV und INI ohne Softwareinstallation entgegennimmt und die xbrl Erzeugung und Übermittlung übernimmt. Einfach mal laut gedacht: Die PLUS Leistungen als kostenpflichtige Hosted Zusatzleistungen, die xbrl Aufbereitung und Übertragung Open Source; ich persönlich hätte Bauchschmerzen mit der Anbieterhaftung, die bei Open Source ausgeschlossen wird, insbesondere bei der Änderungsintensität in dem Thema. Ein Traum wäre so etwas in node.js (und NW.js) oder vielleicht noch Mono/.Net zu sehen für schöne Portierbarkeit, Xamarin scheint für Android/iOS vielversprechend.

Die angedachte Plus Funktion für einen aufgehübschten Bilanz Ausdruck fänd ich super, da kivitendo dies leider ohnehin nicht HGB/GOB konform beherrscht. Freue mich aber heute dieses Projekt hier gefiunden zu haben.a
mark.sch
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Re: myebilanz für PostgreSQL und Linux

Beitrag von mark.sch »

Kurzer Erfahrungsbericht: Die Übertragung der E-Bilanz einer mit SKR03 buchenden GmbH klappte einwandfrei, über den Weg Finance5 Fibu -> SuSa CSV Export -> Aufbereitung der Daten mit Excel -> myebilanz Import und ini Anpassung. Ein paar Fehlermeldungen waren zu überwinden, im wesentlichen bezog sich dies aber auf anzulegende Kontenmappings in der ini Datei. Zur Übersicht von Taxonomie und SKR03 Mapping war folgendes Excel hilfreich: https://forum.ebilanzonline.de/viewtopic.php?f=39&t=23

Die techniknahe myebilanz Software war auch wunderbar zum Verständnis der E-Bilanz Thematik, was hängt wie zusammen und dem Einblick und der Prüfmöglichkeit was denn tatsächlich an Informationen, und nach welchen Saldierungsmechanismen, preisgegeben und übermittelt wird. Daumen hoch, tiptip Software!! Vielleicht fließt in Zukunft eine Möglichkeit ein, eine URL zu hinterlegen von der die CSV Daten dann eingelesen werden. Das wäre sehr wünschenswert, da so die Fibu Daten zur Anfragezeit ausgelesen und per CSV zurückgeliefert werden könnten, z.B.: https://my.finance5.de/ebilanz/?from=20 ... db=pegasus
mhanft
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Re: myebilanz für PostgreSQL und Linux

Beitrag von mhanft »

Hallo, danke für die Rückmeldung, da waren Sie aber fix mit der Fertigstellung Ihrer eBilanz - mein bisher schnellster Anwender ;) Ein paar Bemerkungen zu den von Ihnen erwähnten Punkten:
  • In Richtung "Batchverarbeitung" könnte ich zwei Dinge relativ einfach einbauen:
    • Befehlszeilenparameter, damit man z.B. mit "myebilanz.exe /send ja2013.ini" eine eBilanz automatisiert absenden könnte (das ginge dann auch ohne Installation; man müsste einfach nur die EXE und DLLs irgendwohin kopieren und dort aufrufen);
    • einen COM-Server, damit man z.B. in Visual Basic o.ä. etwas machen könnte wie

      Code: Alles auswählen

      Set myebilanz=CreateObject("Hanft.myebilanz")
      Call myebilanz.send("ja2013.ini")
      (das aber nur mit Installation, weil der COM-Server mit Admin-Rechten in Windows registriert werden müsste)
    Ich hatte das anfangs schon mal angedacht, aber erst mal zurückgestellt, weil der Normalfall vermutlich ist, dass man das nur einmal im Jahr machen muss und man da auch mal ein paar Mausklicks dafür machen kann. Für Steuerberater, die 100 eBilanzen am Stück absenden wollen, wären es vermutlich interessante Funktionen, aber solche Steuerberater würden wohl eher nicht meine Software dafür verwenden :D
  • Teile meines Programms als Open Source herauszugeben und (die "PLUS"-)Teile dazu separat zu verkaufen wäre logistisch ziemlich schwierig, weil die beiden Teile doch recht eng ineinandergreifen müssten und sowas einen Riesen-Aufwand machen würde (von dem ich RGN - Rein Gar Nix - hätte). Da sehe ich momentan keinen ernsthaften Grund, mir diese große Mühe zu machen... (und vielleicht bin ich auch zu blauäugig, aber ich gehe mal nicht davon aus, dass ich dafür hafte, wenn ein Anwender irgendeinen Mist ans Finanzamt übermittelt - in der gleichen Lage wäre ja z.B. auch Buhl mit seinem Wiso-Sparbuch oder die ganzen anderen derartigen Anbieter von Steuerprogrammen)
  • Die CSV-Datei von einer URL einzulesen könnte ich natürlich explizit einbauen, aber ich übergebe den Dateinamen einfach unverändert an die Windows-Open-Funktion. Probieren Sie doch einfach mal "filename=http://...", vielleicht geht das ja einfach. Im Notepad-Editor (in der "Öffnen"-Funktion) klappt das tatsächlich - einfach so ;)
  • Ich muss noch bis zum 17.4. einen WebService in PHP fertigkriegen, aber danach steht dann sofort die "hübsche" Bilanz-Ausgabe auf dem Programm. Sollte bis Ende Juni fertig sind. Außerdem will ich gleichzeitig die String-Felder übermittelbar machen (z.B. die Beschreibung zur "sonstigen aktiven Rechnungsabgrenzung") - dann spart man sich die bisher dafür nötigen Fußnoten.
Also: Alles wird... vielleicht sogar gut :lol:
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