Hallo, vielen Dank für Ihren Beitrag! Allerdings muss ich Sie leider enttäuschen: Zumindest kurzfristig wird es weder eine Linux- noch eine Open-Source-Version geben. Zu den Hintergründen muss ich allerdings etwas ausholen:
Im Frühjahr 2014 musste ich naturgemäß meine eigene Steuererklärung (für das Wirtschaftsjahr 2013) erstellen. Da dies das erste "Zwangs-eBilanz-Jahr" war, habe ich mich nach entsprechenden Lösungen umgeschaut, aber nichts brauchbares gefunden (entweder unbezahlbar, oder ich hätte meine Daten so konvertieren und aufbereiten müssen, dass es auch nicht viel mehr Aufwand war, einfach gleich alles selber zu machen). Da ich nur wenige Monate Zeit hatte (Abgabetermin ist ja immer der 31.5.), musste ich das ganze also "schnell und simpel" programmieren. Mein "schnellstes und simpelstes" Programmierwerkzeug ist - auch heute noch - das ja eigentlich ziemlich alte Delphi 7 auf Windows, das aber auch heute noch robust und stabil funktioniert (und ebensolche robusten und stabilen Programme erzeugt). Generell bin ich eigentlich auch eher Linux-Fan (und vor allem Server-Tasks, die 24/7 laufen müssen, habe ich auch tatsächlich ohnehin alle unter Linux laufen), aber a) hatte ich beim Start des Projekts Bedenken, ob die ELSTER-Linux-Bibliotheken wirklich so reibungslos einzubinden gewesen wären wie die "guten alten Bekannten" DLL unter Windows ("da weiß man, was man hat"), und b) hätte ich zum Erstellen des Programms unter Linux so auf die Schnelle nur vi und gcc zur Verfügung gehabt (und auch keine Zeit mehr, mich möglicherweise erst noch in irgendwelche anderen/neuen Programmierumgebungen einzuarbeiten).
So viel zur "Windows-Entscheidung". Damals gab es ja nur die Version, die heute "BASIS"-Version heißt, also mit einem ASCII-Config-File, in das man mehr oder weniger kryptische Konfigurationsanweisungen schreiben musste (was ja auch heute noch geht). Für mich persönlich hat das genügt (meine eBilanz ging pünktlich am 30.5. raus), und auch etliche damalige Anwender haben es laut ihrer Rückmeldungen hinbekommen, aber im Lauf des letzten Jahres hat sich dann doch gezeigt, dass solche Config-Files eher etwas für Computer-Nerds sind, aber weniger für "Business-Anwender" - die wollen eher "Mäuseschubsen" als "Klavierspielen".
Eine graphische Benutzeroberfläche musste also her. Für mich selbst hätte ich die nicht gebraucht, und die hat auch viel Arbeit gemacht, daher habe ich damit begonnen, für die "hübsche" PLUS-Version ein wenig Geld zu verlangen. Nötig ist die, wie gesagt, nicht - im Prinzip ist die nur ein komfortabler Editor für die Konfigurationsdatei. Aber da geht schon das nächste "Linux-Problem" los: Ich habe zwar parallel zu Delphi 7 noch ein Kylix 3 auf einem virtuellen Linux installiert und halte das mit Ach und Krach für bestehende Projekte am Leben, aber eine Neuentwicklung kann man damit heutzutage nicht mehr machen. Und in eine andere Entwicklungsumgebung (Lazarus? Qt?) hätte ich mich erst einarbeiten müssen... da haben wir wieder das Problem mit der fehlenden Zeit. (Wobei ich zwar den "Linux-Prozentsatz" von Buchhaltungs-Anwendern auch nur raten kann, aber ich schätze mal, dass der derzeit irgendwo zwischen 10 und 20 Prozent liegt.)
Inzwischen hat mich das Projekt (PLUS-Version und vor allem der Support) auch schon so viel Zeit gekostet, dass ich auf die Einnahmen aus der PLUS-Version nicht mehr verzichten kann und will - das spricht gegen Open Source. Abgesehen davon: Wer könnte schon etwas mit einem Delphi-7-Source anfangen? Da wäre es vermutlich einfacher, das ganze unter Linux mit C-Sourcen (und dem ganzen Drumherum: automake, config.m4, aclocal etc., das ich bei Installationen immer vorbeihuschen sehe, von dem ich aber nicht das geringste verstehe) komplett neu zu schreiben. Das wiederum kann aber jeder machen, der sich im ELSTER-Forum als Entwickler registriert und die "ERiC"-Bibliotheken (und ihre Doku) runterlädt - mir persönlich fehlt da leider die Zeit, der Bedarf (und die Zielgruppe) dazu. Vor allem die Zeit. Wenn ich Rentner wäre und sonst nix zu tun hätte, wäre das sicher ein spannendes Projekt, aber noch muss ich leider Geld für meinen Lebensunterhalt verdienen... und dazu gehört unter anderem eben auch die PLUS-Version meines Programms.
Und: Ich als Person bin sicher nicht "unternehmenskritisch". Natürlich könnte ich morgen gegen einen Baum fahren, wodurch die Weiterentwicklung definitiv eingestellt würde. Aber selbst dann gäbe es meine Software aktuell jeweils noch fürs laufende Wirtschaftsjahr, und bis zu einer zwingend neuen Version (ELSTER-Jahresversion o.ä.) bliebe allemal genug Zeit, (s)einem Steuerberater den Auftrag zur Übermittlung der eBilanz zu geben. Das kostet zwar Geld, aber nicht unternehmenskritisch viel.
Sollte das "Baum-Ereignis" (erwartungsgemäß) ausbleiben, werde ich das Programm schon aus dem Grund weiter hegen und pflegen, weil ich es schließlich selbst brauche - ich habe noch über 15 Jahre bis zur Rente! So um das Jahr 2030 herum können Sie sich also langsam Gedanken über eine andere Lösung machen (falls die dann überhaupt noch nötig ist - wer weiß, vielleicht ist die eBilanz dann schon in LibreOffice-Calc eingebaut, oder es gibt eine Android-App dafür

).
Ich hoffe, die Hintergründe meines eBilanz-Projekts sind jetzt etwas klarer geworden. Ich behalte Ihre Anregungen gerne mal im Hinterkopf und mache mir auch durchaus Gedanken über eine mögliche Realisierbarkeit, aber das wird nicht heute und auch nicht morgen stattfinden. Einstweilen ist mit dem MySQL-Zugriff und dem CSV-Import ja eine gewisse Offenheit zu Fremdprogrammen und -systemen gegeben, und vermutlich läuft das Programm auch unter Wine (ich habe jedenfalls nichts "giftiges" eingebaut, das es aktiv verhindern würde). Vielleicht können Sie es ja trotz allem irgendwie gebrauchen...
